Wenn die Hitze auf die Leistung drückt
Im Sommer leiden Schweine unter Hitzestress, besonders Mutterschweine, deren Fruchtbarkeit unter der Belastung abnimmt. Anpassungen bei Lüftung, Management und Fütterung können Hitzestress mindern und negative Auswirkungen abschwächen.
Temperatur & Luftfeuchtigkeit
Hitzestress entsteht, wenn die Kombination von Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit nicht optimal ist. Eine hohe relative Luftfeuchtigkeit zusammen mit hohen Temperaturen überfordert die Temperaturregulation der Schweine.
Sie besitzen keine Schweissdrüsen – überschüssige Wärme kann nur durch Hecheln oder über Konduktion (Wärmetransport durch Kontakt) abgegeben werden. Die natürliche Art, sich abzukühlen durch Suhlen, ist in der heutigen Schweinehaltung meist nicht mehr möglich.
Anpassung an Hitze
Normalerweise liegt die Atemfrequenz bei Zuchtschweinen bei 15 bis 20. Mehr als 30 Atemzüge pro Minute und eine hohe Liegedauer auf kühlen Oberflächen sind Hinweise, dass die Sau unter der Hitze leidet. Das Verhalten wird angepasst, weil nicht mehr genügend Wärme des Körpers an die Umwelt abgegeben werden kann.
Schweine reduzieren unter Hitzestress die Futteraufnahme, damit die eigene Wärmeproduktion durch das Verdauen des Futters verringert wird. Bei sehr starkem Hitzestress reichen diese Anpassungen des Verhaltens nicht mehr aus, um die normale Körpertemperatur aufrechtzuerhalten – die Schweine haben eine erhöhte Körpertemperatur und das Herz-Kreislaufsystem wird stark belastet.
Fruchtbarkeit
Die reduzierte Futteraufnahme äussert sich unter anderem in tieferer Milchleistung und stärkerer Abmagerung bei säugenden Mutterschweinen. Zudem leiden auch die Ferkel an geringerer Kolostrumqualität und tieferer Milchmenge, wodurch die Ferkel weniger vital sind und sich langsamer entwickeln können. Bereits bei den Embryonen zeigen sich die Auswirkungen von Hitzestress durch eine kleinere Anzahl Embryonen und einer tieferen Überlebensrate.
Nach dem Absetzen zeigt sich Hitzestress bei Mutterschweinen in verzögertem Rauschebeginn, häufigerem Umrauschen und in stiller Brunst. Beim Eber leidet die Spermaqualität unter der Hitze.
Darmgesundheit
Bei Hitzestress wird zur Steigerung der Wärmeabgabe Blut aus dem Darm hin zur Körperoberfläche verlagert. Der Darm ist daher weniger durchblutet, was zu einem Sauerstoffmangel im Darmgewebe führt. Folglich kann es zu Entzündungsreaktionen und Schädigungen der Darmzotten kommen. Bereits nach wenigen Stunden, wo die Tiere zu heiss haben, werden negative Veränderungen am Darm beobachtet.
Das Immunsystem wird beansprucht und weniger Nährstoffe können aus dem Futter aufgenommen werden. Die Krankheitsanfälligkeit steigt aufgrund des geschwächten Immunsystems bei heissen Temperaturen. Ebenfalls erfährt das Herz eine höhere Belastung wegen des dickflüssigeren Blutes.
Abkühlung
Zur Vorbeugung gegen Hitzestress sollten Sonnenschutznetze aufgehängt und Abkühlungsmöglichkeiten wie beispielsweise Berieselungsanlagen im Auslauf angeboten werden. Die Lüftung muss überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Die Frischluftzufuhr in den Stall sollte idealerweise aus dem Schattenbereich erfolgen. Damit weniger Hitze im Stall entsteht, kann auch die Bestandesdichte reduziert werden. Im Sommer ist es zudem ratsam, stressige Eingriffe wie Umstallen oder Impfen an den kühlen Morgen- oder Abendstunden durchzuführen.
Um die Darmgesundheit und die Verdauung zu unterstützen, empfehlen wir den Einsatz von Lebendhefen. Besonders über den Sommer lohnt sich eine Beimischung im Futter. Lebendhefen fördern eine positive Darmflora und erhöhen die Verdaulichkeit der aufgenommenen Futtermittel.
Der Hitzestress wird stärker mit steigender Luftfeuchtigkeit und Temperatur.
Wasser
Bei hohen Temperaturen steigt der Wasserbedarf. Die Durchflussrate und die Wasserqualität sollten daher überprüft werden. Zusätzliches Tränken am Trog bei Sauen kann helfen, eine genügend hohe Wasseraufnahme sicherzustellen.
Kleine Portionen
Bei der Fütterung ist es ratsam, die Hauptmahlzeit am kühlen Morgen vorzulegen und mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt anzubieten. Das Futter muss besonders bei warmen Temperaturen stets frisch und schmackhaft gehalten werden – Bakterien können sich bei Wärme schnell vermehren. Wenn die gewünschte Futtermenge nicht mehr aufgenommen wird, kann eine konzentriertere Ration gegen die Abmagerung helfen.
Zusätzlich hilft eine Kräutermischung mit starker natürlicher antioxidativer Wirkung, den Organismus vor Schäden durch Hitzestress zu schützen. Die Inhaltsstoffe stärken das Immunsystem und haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Darmgesundheit.