Wo liegen die Unterschiede zum Ausland?
«Im Ausland werden die Produkte vor allem über Fütterungsspezialisten und Futtermittelhersteller vertrieben. Auch innovative Veterinärfirmen zählen zu unserem Kundenkreis. Wir versorgen sie mit den Konzentraten und sie kümmern sich darum, dass sie ordnungsgemäß eingesetzt werden. In der Fütterung selbst gibt es große Unterschiede, da in der Schweiz sehr viel Wert auf die Qualität des Grundfutters gelegt wird und das Kraftfutter im internationalen Vergleich teurer ist. In der Schweiz wird wesentlich weniger Kraftfutter eingesetzt pro Liter Milch als anderswo. In anderen Ländern sind Leistungsanstiege deshalb oft schneller zu realisieren. Europäische Länder unterscheiden sich generell von denen anderer Kontinente. Wenn wir uns mit Europäern unterhalten, geht es darum, die Effizienz und die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Betriebe zu verbessern. Wenn wir aber im Gespräch mit Vertretern aus asiatischen oder Ländern des globalen Südens sind, dann ist die Message ganz klar, dass es um die Ernährung ihrer Population geht. Diese Länder setzen alles daran, ihre Milchleistungen nachhaltig zu steigern, um in Sachen Lebensmittel autarker zu werden und ihrer Bevölkerung eine bessere Ernährung zu ermöglichen. Dabei fördern sie bewusst große Betriebe, weil hier zielstrebiger und effizienter gearbeitet werden kann. Wir sind froh, dass wir mit unseren Mikronährstoffen unseren Teil zur Verbesserung beitragen können.»
Gibt es denn auch Unterschiede in der Zusammensetzung Ihrer Mikronährstoffe?
«Auf jeden Fall! Wir setzen die Mikronährstoffe so zusammen, dass die Konzentrate bestens geeignet sind für den Ort, an dem sie zum Einsatz kommen. Dabei gibt es große kontinentale Unterschiede: Die Kuh in Ländern mit großer Hitze hat andere Bedürfnisse als die Kuh auf der Schweizer Alm.»
Welche Leistungssteigerungen können denn erreicht werden?
«In der Schweiz zeigen unsere Auswertungen, dass Kunden bei einer stringenten Umsetzung unseres Concept Dairy Pro im Laufe der Zeit mehr als 2.000 kg Milch pro Kuh und Jahr zusätzlich melken können. Viele Landwirte sind sich am Anfang gar nicht bewusst, wie viel ihre Herde – bei optimierter Fütterung, Management und Gesundheit – in der Lage ist zu leisten. Bei einer genetisch normalen Holsteinherde sind 12.500kg im Durchschnitt heute realistisch. Bei einem genetisch besseren Herdenniveau sind mehr als 14.000kg möglich. Unser aktuell höchster Kunde in der Schweiz hat einen Betriebsdurchschnitt von 14.500kg. Das hat auch positive Einflüsse auf die Umwelt. Eine Kuh mit 14.000kg Laktationsleistung ist in puncto Futtereffizienz, Flächenverbrauch und Methanausstoß besser aufgestellt als zwei Kühe mit einer Leistung von 7.000kg.»
Die Zahlen scheinen hoch, aber definitiv realistisch. Wie kommen Sie darauf?
«In unserem eigenen Fleischprogramm Qualivo haben wir viele Bullenmäster als Kunden. In unseren besten Betrieben erreichen wir im Durchschnitt 1,8kg Tageszunahmen in der Klasse zwischen 200 und 550kg Lebendgewicht, mit Beef on Dairy-Kreuzungen. Wenn wir diese Bullen einzeln wiegen, stellen wir fest, dass bei gleichen Fütterungs- und Haltungsbedingungen einige Bullen 2,4kg pro Tag zunehmen und andere „nur“ 1,5kg. Die besten Bullen haben eine leicht höhere Futteraufnahme, aber vor allem eine wesentlich bessere Futterumsetzung. Das ist hauptsächlich auf die Genetik zurückzuführen. In Sachen Genetik können auch Milchviehhalter von Bullenmästern lernen!»
Haben Sie deshalb Ihr eigenes Zuchtprogramm entwickelt?
«Nein, nicht deswegen, aber in den 20 Jahren, in denen wir das Zuchtprogramm betreiben, können wir einen klaren Fortschritt erkennen. Mir gefällt, wenn etwas auf hohem Niveau funktioniert. Dann macht die Arbeit Spaß und diesen Spirit will ich sowohl in der Firma als auch in der Zucht. Über die Jahre haben wir festgestellt, dass die Genetik ab einem Leistungsbereich von >14.000kg eine große Rolle spielt. In der Schweiz wird immer noch sehr gerne auf Exterieur selektiert und wir wollen Tiere züchten, die auch das Potenzial haben, hohe Leistungen zu melken.»
Wie sieht das Hokovit-Zuchtprogramm denn aus?
«Angefangen habe ich 2005 mit dem Kauf von 20 Embryonen bei einem Mittagessen. Aus diesen Embryonen wurde die Goldwyn-Tochter Moo Diamond EX-93 geboren, die aus dem Cinderella-Stamm der Roxys stammt und die Mutter des Bolton-Sohns Hokovit Best wurde. Mittlerweile besitzt Hokovit Genetics eine kleine, aber feine Gruppe von Zuchttieren, die bei unseren Kunden untergebracht sind, welche auch unsere Embryonen austragen. Wir haben ein Programm aufgestellt, aus dem diese Kunden auch Tiere rauskaufen können. Es macht Freude, wenn die Tiere mit dem Hokovit-Präfix Höchstleistungen für unsere Kunden erbringen.»
Das zeigt, dass Sie mit Ihrer Zucht auf Leistung schon viel erreicht haben!
«Ja, das stimmt. Ich habe über die Jahre eine richtige Leidenschaft dafür entwickelt. Ich würde es aber trotzdem nicht als reine Zucht auf Leistung definieren. Wir wollen Tiere züchten, bei denen alles stimmt und deren Nachkommen den Züchtern gute Laune bereiten. Wir züchten auf leistungsbetonte Schwarzbunttiere mit gutem Exterieur und im Rotbuntbereich konzentrieren wir uns seit Jahren auf die Hornloszucht.“Das zeigt, dass Sie mit Ihrer Zucht auf Leistung schon viel erreicht haben! „Ja, das stimmt. Ich habe über die Jahre eine richtige Leidenschaft dafür entwickelt. Ich würde es aber trotzdem nicht als reine Zucht auf Leistung definieren. Wir wollen Tiere züchten, bei denen alles stimmt und deren Nachkommen den Züchtern gute Laune bereiten. Wir züchten auf leistungsbetonte Schwarzbunttiere mit gutem Exterieur und im Rotbuntbereich konzentrieren wir uns seit Jahren auf die Hornloszucht.»
Das gelingt Ihnen gut, wie man anhand der Bullen in der Besamung erkennen kann!
«Wir können pro Jahr etwa zwei bis drei Bullen in die Besamung verkaufen, was uns angesichts der bescheidenen Größe unseres Zuchtprogramms natürlich stolz macht. Eine erfolgreiche Bullenmutter ist Hokovit Genia 3, eine Einstein-Tochter, die in der zweiten Laktation über 16.000kg mit hohen Inhaltsstoffen produzieren wird. Sie ist die Mutter von Genio, Gaudius (beide von Gordon) und Galileo 6 (< Troy). Eine andere wichtige Kuh ist die Nipit-Tochter Hokovit Nipita-PP1. Sie ist die Vollschwester der erfolgreichen Bullen Hotop-Red-PP und Red Rock-PP und auch ihr Delta-Steam-Sohn Nick-PP ist aktuell bei Swissgenetics im Angebot. Nipitas Globed-Tochter Nirwana hat fantastisch gespült und wir hoffen auf rotbunte, homozygot hornlose Bullen.»